SAMMEL WUT

SAMMEL WUT, eine künstlerische Arbeit aus dem Bachelor Kunsttherapie 2021, ist eine Analogie des menschengemachten Systems und dessen Auswirkungen auf das Zusammenleben und den Planeten.

Gegenstand dieser künstlerischen Arbeit sind Objekte, Installationen und Fotografien, die sich auf gegenwärtige Phänomene des Menschseins beziehen. Abgerundet wird dies durch ein Hörspiel mit Zusammenschnitten aus verschiedenen Hörbüchern, voranging „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley , sowie klassischer Musik und anderen Klängen.

Ausgangslage war das Sammeln von Schokoladenpapieren, die das Thema des Konsums darstellen. Aneinandergereiht soll der Eindruck entstehen, dass die einzelnen Papierglieder zusammengehören und ein gemeinsames Ziel verfolgen – ähnlich wie die Arbeiter einer Ameisenkolonie. Die bearbeiteten Fotografien der aneinandergereihten Ameisenspuren aus Schokoladenpapieren verkörpern die Unentrinnbarkeit der Bestimmung der Arbeiter. Die Ameisenmühle ist ein Phänomen, bei welchem vor allem Wanderameisen den sich überschneidenden Pheromonspuren bis zum Erschöpfungstod folgen.

Das Resultat der weiteren künstlerischen Auseinandersetzung ist eine große Ameisenskulptur, die mithilfe von gesammeltem Material, über einen bestimmten Zeitraum hinweg, hergestellt wurde. Das Thema der Wut wird durch die abschließende Bearbeitung mithilfe eines Cuttermessers aufgegriffen und bringt das verwendete Material im Innern wieder zum Vorschein.

Ein ähnliches Prinzip der Einarbeitung von Material verfolgt der Künstler Wilhelm Mundt mit seinen Trashstones: „In den Trashstones, steckt das, was ich nicht mehr sehen muss.“.

Die von mir angefertigte Ameise, steht für den Müll, den wir nicht mehr sehen wollen. Unbrauchbar und bereit für die Entsorgung werden täglich Massen an Müll produziert, der nach dem Konsum anfällt.

Für die Darstellung der entstandenen Objekte, habe ich mich von Tina Hauser inspirieren lassen. Die Fotografien der Serie Beauties sind „ungeschönte Gesellschaftsportraits“. Die herunterhängenden Bahnen kommen dem Betrachter entgegen und sind der Ausdruck für Hausers Konsumkritik: „Ihr Interesse richtet sich auf die Transformation des Auswurfs der konsumfreudigen Zivilisation.“.

Im Hintergrund der dargestellten Ameisenskulptur befinden sich ebenfalls lange Bahnen aus Plastikfolie, die für die Tonne gedacht waren. Die schillernde Folie auf dem Boden bildet den Kontrast zur düsteren Atmosphäre und präsentiert die Ameise, wie ein Produkt auf dem Silbertablett. Das nachträgliche Bearbeiten der Bilder soll die Verzerrung und Absurdität der Gegenwart verdeutlichen und sichtbar machen. Mein Anliegen ist es, durch die seltsam wirkenden Bilder Fragen im Betrachter zu wecken, die über das rein ästhetische hinausgehen.

Das Hörspiel ist eine überspitzte Systemkritik und Zukunftsvorstellung zugleich und trägt dazu bei, eine düstere absurde und emotionsgeladene Atmosphäre zu schaffen.

Kritische Themen künstlerisch darzustellen sind für mich eine Art des Aktivismus. Anfänglich arbeitete ich mit dem Ausdruck über Street Art und Graffiti, denn diese Art der Kunst ist für alle zugänglich und kostenfrei – entzieht sich also dem kapitalistischen System der Vermarktung von Kunst. Dazu kommen Anonymität und das Erleben eines Nervenkitzels.

Geprägt haben mich unter anderem das Künstlerkollektiv Rocco und seine Brüder, die seit 2016 mit Graffiti, Installationen, Plakaten und anderen Aktionen auf politische Missstände aufmerksam machen. Die waghalsigen Aktionen sind größtenteils illegal und werden mitunter als ziviler Ungehorsam beschrieben.

Moralisch begründete Proteste mithilfe der Kunst werden ebenfalls vom Künstler Florian Mehnert propagiert. Besonders eindrücklich war das Kunstexperiment 11 Tage, in welchem Mehnert die Menschen dazu einlud, online über das Leben einer Ratte abzustimmen. Noch vor Ablauf der 11 Tage, wurde das Experiment abgebrochen, nachdem Drohungen und Protesten durch den medialen Aufschrei zugenommen hatten. Mehnerts Ziel war jedoch erreicht. Er wollte auf die Überwachung der Menschen und den andauernden Drohnenkrieg aufmerksam machen - ohne der Ratte jemals wirklich etwas anzutun.

Auch meine Art der Kunst soll Diskurse anstoßen, Probleme sichtbar machen und neue Fragen aufwerfen. Der Weg über die Ästhetik kann als Brücke fungieren und eigene Fragen und Assoziationen fördern.

"Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht das Unsichtbare sichtbar."

- Paul Klee

"Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht das Unsichtbare sichtbar."

- Paul Klee

Ameisenmühle

Eine Ameisenmühle, auch als Kreismühle bekannt, ist ein faszinierendes, wenn auch ungewöhnliches Phänomen, das vor allem bei Wanderameisen auftritt.

Es zeigt die Komplexität und die manchmal unvorhersehbaren Aspekte der Schwarmintelligenz bei Insekten. Diese Situation entsteht, wenn Ameisen den Pheromonspuren ihrer Artgenossen folgen, ein Mechanismus, der normalerweise für effektive Navigation und Kommunikation innerhalb der Kolonie sorgt. Wenn sich diese Spuren kreuzen oder durcheinandergehen, können Ameisen beginnen, im Kreis zu laufen, wobei sie den verstärkten Pheromonspuren ihrer Vorgänger folgen.

Ein Kreislauf, der tragischerweise oft mit dem Erschöpfungstod der beteiligten Ameisen endet, da sie nicht aus aus der Spirale ausbrechen können.

Eine Ameisenmühle, auch als Kreismühle bekannt, ist ein faszinierendes, wenn auch ungewöhnliches Phänomen, das vor allem bei Wanderameisen auftritt. Es zeigt die Komplexität und die manchmal unvorhersehbaren Aspekte der Schwarmintelligenz bei Insekten. Diese Situation entsteht, wenn Ameisen den Pheromonspuren ihrer Artgenossen folgen, ein Mechanismus, der normalerweise für effektive Navigation und Kommunikation innerhalb der Kolonie sorgt. Wenn sich diese Spuren kreuzen oder durcheinandergehen, können Ameisen beginnen, im Kreis zu laufen, wobei sie den verstärkten Pheromonspuren ihrer Vorgänger folgen. Ein Kreislauf, der tragischerweise oft mit dem Erschöpfungstod der beteiligten Ameisen endet, da sie nicht aus aus der Spirale ausbrechen können.

Interessanterweise ist dieses Verhalten nicht auf Ameisen beschränkt, sondern kann auch bei anderen Arten, wie den Raupen von Prozessionsspinnern, beobachtet werden. Ameisenmühlen illustrieren ein Phänomen, das in der Wissenschaft als „Death Circles“ bekannt ist, und zeigen die Grenzen der sogenannten Schwarmintelligenz auf, bei der das kollektive Verhalten zu unerwünschten oder sogar gefährlichen Ergebnissen führen kann.

Literatur:

Lenze, U. (2011). Abfall. Im Niemandsland der Form. In Anettte Hüsch (Hrsg.) et al, From Trash to Treasure. Vom Wert des Wertlosen in der Kunst. (S. 152 - 155). Kiel: KERBER ART.

Paradowski, S. (2006). Tina Hauser, Künstlerin von Mühlehorn, auf dem Forumplatz in Walenstadt. Am Busen des Konsums. Abgerufen von http://www.museumbickel.ch/ausstellungen/2006/kunstsarganserlandII/Am_Busen_des_Konsums.pdf

Beebe W. (1921). Edge of the Jungle. Kessinger Publishing.

Bianchi, P. (2004). Müllkunst. Abgerufen von https://www.kunstforum.de/artikel/mullkunst/

Mehnert, F. (2015). 11 Tage. Abgerufen von http://11days.florianmehnert.de/

Bigalke, S. (2011). Moderne Sammelwut. Wenn Besitz zur Last wird. Abgerufen von https://www.sueddeutsche.de/leben/moderne-sammelwut-wenn-besitz-zur-last-wird-1.1089089

Katalog

"SAMMEL WUT"